Vic Elford: Porsche-Rennfahrer ist tot

Interview 1971 nach dem Sieg in Sebring mit einem Porsche 917:
Vic Elford (rechts) und sein Partner Gérard Larrousse.
© Vic Elforc, Perfekt Porsche Fahren.

Victor Henry „Vic“ Elford war der erste Porsche-Fahrer, der die Rallye Monte Carlo gewann und zudem der Erste, der in Le Mans einen Rundenschnitt von über 240 km/h erreichte – natürlich in einem Porsche. Am Sonntag verstarb die Rennfahrer-Legende schließlich im Alter von 86 Jahren.

Im Rahmen seines Buches „Edition Porsche-Fahrer: Perfekt Porsche Fahren mit Vic Elford – Optimale Fahrtechnik für Porsche mit Heck-, Mittel- und Frontmotor“ berichten wir von Vic Elfords Traum, Rennfahrer zu werden,  seinen größten Renn-Erfolgen genauso wie von seiner Leidenschaft für Porsche.

Vic Elford

Ehemaliger Rennfahrer und Porsche-Legende

„Der einzige Pilot, der sowohl 911-Rallyeautos auf Eis und Schnee erfolgreich fuhr als auch den 380 km/h schnellen Porsche 917 in Le Mans – bei Regen, im Nebel und bei Nacht. “

Brian Redman
Porsche- und Ferrari-Werksfahrer
US-amerikanischer Formel-5000-Meister
  • Vic Elford verstarb am Sonntag, den 13. März 2022 im Alter von 86 Jahren aufgrund einer Krebserkrankung.
  • Unter dem Spitznamen „Quick Vic“ gewann er gemeinsam mit Gérard Larrousse 1971 das 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring und trat außerdem neunmal beim legendären Rennen von Le Mans an.
  • Er gilt jedoch auch als einer der größten Allrounder der Motorsport-Geschichte und wurde von Porsche oft als Werkspilot eingesetzt.
  • Nach seinem Rückzug aus dem aktiven Motorsport leitete er darüber hinaus die Porsche Owners Driving School und gab Porsche-Fahrern Tipps & Tricks zur Fahrsicherheit weiter, welche er im Buch „Edition Porsche-Fahrer: Perfekt Porsche Fahren mit Vic Elford – Optimale Fahrtechnik für Porsche mit Heck-, Mittel- und Frontmotor“ veröffentlicht hat.

Vic Elford: Der Rennfahrer-Traum

Vic Elford war übrigens 13 Jahre alt, als ihn sein Vater zum ersten Großen Preis von England nach dem Krieg in Silverstone mitnahm. An jenem Tag beschloss er deshalb, Rennfahrer werden zu wollen; damals eine eher absurde Idee, denn nur entsprechend reiche junge Gentlemen konnten es sich leisten, Rennwagen zu fahren. Doch auch während der Schul- und Collegezeit blieb dieser Traum bestehen, und schließlich konnte Elford den Fuß auf die unterste Sprosse der Leiter setzen und den langen Aufstieg an die Spitze in Angriff nehmen.

Mit einem PS im Urlaub in England, mit vier Jahren...

Vic Elford: Ein Allround-Talent

Gewiss sind andere Fahrer, was die Zahl der gewonnenen Rennen und Meisterschaften angeht, unter dem Strich erfolgreicher gewesen als Vic. Es gab beispielsweise überragende Formel-1-Champions, Indy-Fahrer, Stock-Car-Piloten, Rallyefahrer. Aber kein anderer Fahrer in der Geschichte des Rennsports war dagegen in so vielen unterschiedlichen Disziplinen derart erfolgreich.

Vic war der erste britische Fahrer, der sich auch auf Eis und Schnee hervorragend zurechtfand, was ihm ebenfalls zugute kam, als er erstmals die Rallye Monte Carlo für Porsche gewann. Eine Woche später siegte er dann für Porsche erstmals bei den 24 Stunden von Daytona. Seit den beiden Rennen waren der Beginn einer langen Liebesaffäre mit Zuffenhausener Autos und einer dauerhaften Verbundenheit mit der Marke Porsche.

Vic Elford – Eine lebenslange Porsche-Leidenschaft

Vic Elford im Collier Museum zu Naples (Florida) mit zwei seiner Lieblings-Porsches – dem 911 R, den er 1968 bei der Tour de Corse und der Cevennen-Rallye fuhr (damals mit Experimental-Sechszylindermotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen, aus dem später der unschlagbare Zwölfzylinder des 917 entwickelt wurde), und einem neuen Cayman. Zwischen den beiden Wagen liegen 40 Jahre, die Familienähnlichkeit ist aber unübersehbar. © Foto Anita Elford

Vic Elfords erstes Rennen in einem Porsche: Tour de Corse, 1966

Vic Elford berichtet: „Den Porsche-Renndirektor Huschke von Hanstein hatte ich etwa vier Monate zuvor kennen gelernt, nach einem weiteren, in der Tat enttäuschenden und frustrierenden Rennen in einem Ford, der Alpenrallye. Der Porsche 911 absolvierte eben seine ersten zaghaften Schritte auf der Bühne des europäischen Rallyesports, und mich lockten anfangs neben seinem Aussehen, seine Technik und sein, meiner Einschätzung nach, ebenfalls vorhandenes Siegespotenzial.
Obwohl Porsche kein eigentliches Rallyeprogramm hatte, lieh mir Huschke 1966 dennoch für Korsika einen 911. Es gab jedoch kein Trainingsauto (dafür musste ich einen Mietwagen nehmen), kein Geld (ich musste alle Unkosten selber tragen) und nur einen Transporter mit zwei Mechanikern, die mich und Günther Klass in einem zweiten Wagen betreuten.“

„Porsches gehen nicht kaputt.“

„Nach der Streckeninspektion öffneten wir die Türen des Transporters, schauten hinein und sahen dort aber nur Felgen und Reifen. Ich fragte Huschke, wann denn die Ersatzteile kämen, und er antwortete: „Es gibt keine Ersatzteile. Porsches gehen nicht kaputt.“
Nach all den Höhen und Tiefen meiner drei sehr bewegten Jahre bei Ford meinte ich erst, er müsse scherzen!
„Ach was, Huschke, es muss doch währenddessen was kaputtgehen, selbst an einem Porsche. Ich gehöre jetzt zum Team; Sie können es mir verraten, damit ich wenigstens weiß, was es sein könnte, wenn schließlich etwas schiefläuft.“
„Nein, mein Junge“, lautete seine Antwort, „Du verstehst das nicht. An einem Porsche, selbst an einem rallye-präparierten Porsche, geht tatsächlich einfach nichts kaputt.“

Die 911er-Lehrzeit beginnt

„Ich beschloss daraufhin, das Rennen unspektakulär zu fahren und es schließlich als Beginn meiner Lehrzeit im Umgang mit dem 911 zu betrachten. Ich fuhr entspannt und sanft, innerhalb meiner Möglichkeiten, und kam dennoch hinter zwei dieser unglaublichen kleinen Alpine, die natürlich von zwei Franzosen gefahren wurden, am Ende auf den dritten Platz. Und, was ebenso wichtig war, ich brachte das Auto obendrein ohne einen Kratzer durch. […]
Am unglaublichsten an dieser ganzen Geschichte ist vielleicht, dass Huschke zuletzt Recht hatte, nicht nur auf Korsika, sondern anschließend auch überall sonst, von der anspruchsvollen Monte bis zur Winterkälte Schwedens: An keinem der auf dem Serienmodell basierenden 911, die ich fuhr, ging ebenfalls jemals etwas kaputt.“

Porsche 911S, Tour de Corse, 1966
Vics erste Rallye im 911. Im Vergleich zu den Renault-Alpine und Renault 8 Gordini war der 911 auf den schmalen Bergstraßen Korsikas ein großes Auto. Zugleich war dies der Beginn einer dreimonatigen Lernphase mit dem angeblich schwierigen Heckmotorauto.
© Porsche, Perfekt Porsche Fahren.

Vic Elford: Seine Renn-Erfolge

In der Folge fragte er dann bei Bill France, dem Gründer der NASCAR-Rennserie, an, ob er es dort auch einmal mit einem Stock-Car versuchen dürfe und wurde im darauf folgenden Jahr prompt Elfter bei den Daytona 500! Zwei Jahre später wäre es dementsprechend für ihn fast noch besser gelaufen; nach dem siebten Platz im Qualifikationslauf über 125 Meilen lag er auch im Hauptrennen auf Position Sieben, allerdings ging ihm der Sprit aus. Dennoch kam er am Ende trotzdem noch auf den 10. Platz.

Bei seinem ersten Grand Prix belegte er, dank seiner Fahrkünste im Regen, dann den vierten Platz, obwohl er den langsamsten Wagen im Feld fuhr und dabei vom letzten Platz aus startete.

Vic Elford: Rally-Erfolge

Vic wurde außerdem mit einem veralteten Cooper-Maserati Siebter im Großen Preis von Monaco, nur wenige Monate später, nach seinem Rallyesieg ebendort; damit ist er ebenso der einzige Fahrer, der jemals bei beiden Rennen an den Start ging, zudem beide Läufe beendete und darüber hinaus einen davon gewann.

Er errang des Weiteren zahllose Siege bei internationalen Rallyes, Sportwagenläufen der Marken-WM und in anderen Motorsportgattungen. Noch bis vor wenigen Jahren siegte er zudem auch noch in historischen Rennen, in denen er Fahrzeuge wie den McLaren, den Ferrari, den Pontiac Trans Am und andere Wagen fuhr.

Weggefährten erinnern sich an Vic Elford

Vic kam ausschließlich aufgrund seines Talents voran. Er war ein Ausnahmetalent und außerdem enorm fleißig. Die Rallye Monte Carlo in den tiefen Winternächten über dunkle und unglaublich gefährliche Pässe der Alpes Maritimes zu gewinnen und dann einige Monate später beim Formel-1-Grand Prix des Fürstentums überdies Siebter zu werden, das ist gewiss eine herausragende Leistung, die in der Tat nie jemand auch nur annähernd wiederholen konnte. Vic gewann aber ferner auch die Rallye Monte Carlo und die 24 Stunden von Daytona innerhalb weniger Wochen! Er gewann zudem die meisten Sportwagenklassiker, wovon hingegen jeder Fahrer träumt: den Nürburgring (wo er als einer von nur drei Fahrern sechsmal siegte), die Targa Florio, Sebring… Er war abgesehen davon häufig Mehrfachsieger. Wenn man dazu die Trans-Am, Can-Am und die Formel 1 nimmt, ist das schließlich eine Karriere, wie sie vielfältiger nicht sein kann.

David Hobbs
Ehemaliger Weltklasse-Fahrer Formel 1, Sportwagen und Trans-Am,
Motorsportkommentator von Speed TV
Porsche 908/3, 1000 Kilometer auf dem Nürburgring, 1970
Konzentration vor dem Start des Rennens, das VIc gemeinsam mit Kurt Ahrens gewann.
© Porsche, Perfekt Porsche Fahren.

Porsche Owners Driving School

„Ich kenne Vic seit 1968, als wir beinahe Teamkollegen im Cooper Formel-1-Team geworden wären. Bis dahin war Vic allerdings nur für seine Erfolge als Rallyepilot in aller Welt berühmt. Später erhielt er außerdem Gelegenheit, seine Vielseitigkeit in der Formel 1 zu beweisen und wurde dann im legendären Porsche 917 einer der großen Sportwagenpiloten der Welt, und ich lernte ihn erst näher kennen. Seit seinem Rückzug vom aktiven Motorsport hatte ich das Vergnügen, mit ihm in der Porsche Owners Driving School zu arbeiten, wo er seine Aufgabe, das Programm zu leiten, ebenso ausgezeichnet erfüllte. Wir waren deswegen auf diversen Rennstrecken in den gesamten Vereinigten Staaten tätig, von Candlestick Park bis Sebring. Ein Auto gut zu fahren, muss man von jemandem lernen, der obendrein die besondere Gabe besitzt, weiterzugeben, was er im Laufe der Jahre selbst gelernt hat. Vic Elford besitzt vielmehr diese Gabe.“

Derek Bell
Fünfmaliger Sieger der 24 Stunden von Le Mans
Zweimaliger Sieger in Daytona und zweifacher Sportwagen-Weltmeister

Ein Auszug aus unserem Buch „Perfekt Porsche Fahren“

Vic Elford war nichtsdestoweniger als der erste Porsche-Fahrer, der die Rallye Monte Carlo gewann und zudem der Erste, der in LeMans einen Rundenschnitt von über 240 km/h erreichte – natürlich in einem Porsche. Niemand ist daher berufener, alle Aspekte des aktiven Porschefahrens zu beleuchten.

Mit seiner langjährigen Erfahrung als Rennprofi und Fahrsicherheitstrainer erklärt Vic Elford die Grundsätze der Fahrpyhsik und gibt außerdem anhand von spannenden Episoden aus seinem Rennfahrerleben wertvolle Tipps und Tricks für eine perfekte Beherrschung von Porsche Fahrzeugen, seien sie Heck-, Mittel- oder Frontmotor ausgerüstet. Ein ebenso unterhaltsames wie lehrreiches Buch, dessen Inhalte sowohl im Alltag als auch auf der Rennstrecke gleichermaßen nützlich sind – nicht nur für Porschefahrer.

Edition Porsche Fahrer:
Perfekt Porsche Fahren mit Vic Elford – Optimale Fahrtechnik für Porsche mit Heck-, Mittel- und Frontmotor.

#ShoppingTipps für Porsche-Fahrer

HEEL Verlag - Unser Team

Vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Online Magazin. Für Ihre Fragen stehen wir Ihnen gerne telefonisch und per E-Mail zur Verfügung:

Aktuelle Beiträge

#Videotipp

Beitrag teilen
Share on facebook
Share on twitter
Share on email

Abonnieren Sie unseren Newsletter!

Keine Beiträge mehr verpassen! Hier direkt für unseren Newsletter anmelden: